Im April fand die erste Lesung der neuen RHET AI Lesereihe "Ein anderer Blick auf KI" in der Tübinger Bar Ribingurumu statt. Die vierteilige Lesereihe will den öffentlichen Diskurs über KI von nichtssagenden Floskeln und gängigen Vergleichen befreien. Dabei sollen verschiedene thematische Szenarien und Expert:innenperspektiven einen Austausch anregen.
Was sind Clickworker:innen?
Clickworker:innen sind Internetuser:innen, die freiberuflich auf Crowdsourcing-Plattformen arbeiten. Ihre Aufgaben sind das Markieren und Beschreiben von Objekten auf Bildern oder das Lösen von Captcha-Aufgaben, die für das Training künstlicher Intelligenz notwendig sind. Die Arbeit von Clickworker:innen erfolgt meist am eigenen Computer und ist Teil unsichtbarer Abriet, die für die Erstellung von KIs notwendig ist.
Zum Auftakt der Reihe las die Autorin Berit Glanz aus ihrem 2022 erschienenen Buch "Automaton". In mehreren Passagen gab Berit Glanz Einblicke in das Leben ihrer Protagonistin, der jungen Mitter Tiff, die sich mit schlecht bezahlten Jobs als Clickworkerin durchschlägt. Sie erzählt von den Abgründen einer Arbeitswelt, die sich durch neue Technologien verändert.
Im Anschluss an die Lesung diskutierten die Medienwissenschaftlerin Dr. Anne Burkhardt vom RHET AI Center und der Psychologe Dr. Matthias Peissner vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart über das Zusammenspiel von KI und Mensch in der Arbeitswelt. Dr. Anne Burkhardt befasst sich am RHET AI Center unter anderem mit globaler Ungerechtigkeit und wie diese durch den derzeitigen Hype um KI und die steigende Nachfrage nach digitalen Technologien im globalen Süden verstärkt wird. Dabei blickt sie auch auf Clickworker:innen, die KI-Anwendungen optimieren. Dr. Matthias Peissner erforscht als Leiter des Forschungsbereichs Mensch-Technik-Interaktion am Fraunhofer IAO, wie Menschen intelligente Technologien am Arbeitsplatz produktiv und sinnvoll nutzen können. Dabei steht die menschzentrierte Entwicklung im Vordergrund.
Während der Expert:innendiskussion konnte sich das Publikum von der Bar oder dem Sessel aus durch das Online-Tool Mentimeter aktiv am Dialog beteiligen. Nach dem Einwählen per Zahlenkombination oder QR-Code konnten alle Teilnehmenden über ihre Smartphones Fragen an die Expert:innen stellen und ihre Meinungen äußern, die über Beamer und Leinwand mit allen Anwesenden geteilt wurden. Die Besucher:innen konnten sich so in interaktive Umfragen einbringen und Stimmungsbilder abgeben, die die Diskussion bereicherten.
Neben der gemütlichen Atmosphäre im Tübinger Wohnzimmer stellte der Floskelalarm sicher, dass die Expert:innen leere Phrasen vermieden. Wurde das Gespräch zu abstrakt und phrasenhaft, forderte das Läuten einer Kuhglocke dazu auf, konkreter zu werden. Der Abend bot Forschenden, Studierenden und allen Interessierten die Möglichkeit, sich mit den Chancen und Herausforderungen von Künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen. Gemeinsam wurde darüber diskutiert, wie faire und sichere Arbeitsbedingungen im Umgang mit KI gewährleistet werden können.
Die nächste Lesung mit dem Bestseller-Autor Tom Hillenbrand und seinem Science-Fiction-Krimi Hologrammatica findet am 21.06.2023 um 19 Uhr im großen Saal des Freistils in der Wöhrdstr. 25 in Tübingen statt. In der Anschlussdiskussion diskutieren Prof. Dr. Olaf Kramer, Sprecher des RHAT AI Centers und Professor für Allgemeine Rhetorik und Wissenskommunikation an der Universität Tübingen, und Tsvetelina Alexiadis, die am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme die Datenerfassung zur Erstellung realistischer digitaler Menschen koordiniert, über KI-getriebene Täuschung.
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