Rückblick: Algorithms, AI and the Future of Theater – Annie Dorsen beim d.a.i. Top Talk in Tübingen
Die Kreativität der Maschinen: Annie Dorsens innovative Ansätze
Annie Dorsen kombiniert KI und Kreativität in der Theaterwelt und stellt damit kritische Fragen.
Sie bringt die Begriffe KI und Kreativität zusammen und setzt sich zugleich kritisch damit auseinander. In ihren Theaterproduktionen nutzt die renommierte Theaterregisseurin Algorithmen und Künstliche Intelligenz (Systeme wie z.B. ChatGPT) und geht der Frage nach, wie Kunst in Zusammenarbeit mit solchen technologischen Innovationen gelingen kann und co-kreative Prozesse neue Möglichkeiten erschließen.
Einzigartige Aufführungen: Die Rolle von Algorithmen im Theater
Dorsens Stücke zeigen, wie KI den kreativen Prozess beeinflussen kann und jedes Mal ein neues Erlebnis schafft.
Bei ihrem Besuch in Tübingen am 12.01.2024 stellte die New Yorkerin drei ihrer Stücke vor. Das vereinende Element: Jede Aufführung ist einzigartig, weil jedes Mal neuer Input in Form von Prompts neu von den KI-Systemen verarbeitet und neuer Output generiert wird.
- Hello Hi There: Hier sind von Annie Dorsen programmierte Algorithmen am Werk, die mit verschiedenen Inhalten wie YouTube-Kommentaren, Texten von Gelehrten oder Gesprächen zwischen Annie Dorsen und ihren Freund:innen trainiert wurden. Aus ihnen entsteht während der Aufführung ein individuelles Gespräch zwischen zwei Computern.
- Yesterday – Tomorrow: Dem Stück liegt der zeitliche Aspekt des Wechsels zwischen dem Gestern und Morgen sowie der Wechsel von Trauer zu Optimismus zugrunde. Ein Algorithmus morpht den Beatles-Song Yesterday schrittweise zu Tomorrow (Annie – Musical). Drei Sänger:innen singen die Noten, die live vom Algorithmus generiert werden, spontan und ohne Vorbereitung.
- Prometheus Firebringer: Mittels Künstlicher Intelligenz werden Gesichter auf Masken projiziert, die Sprache des Chors und von Prometheus sowie die Geschichte von Prometheus durch Textgeneration ergänzt. Kurze Monologe von Annie Dorsen fügen sich in das Stück ein.
Die Essenz des Theaters: Imitation und Kreativität
Im Talk mit Dr. Johannes Birgfeld und Dr. Markus Gottschling unterhielt sich Annie Dorsen unter anderem über die Entwicklung und Bedeutung ihrer Stücke. Zentrale Frage war die Rolle der Imitation und der ihr innewohnenden Kreativität: Nach Aristoteles sei Imitation die Essenz von Theater, so Dorsen. Chatbots imitieren zwar menschliches Sprechen und stellen Ausschnitte in einen neuen Kontext. Nach Dorsen liegt allerdings ein entscheidender Unterschied zwischen menschlicher und maschineller Imitation in puncto kreativer Kommunikation und in der Absichtlichkeit von Kommunikation.
Herausforderungen und Möglichkeiten: Die Zukunft des Theaters
Die Verfügbarkeit von KI bringt neue Fragen und Chancen für die Theaterwelt mit sich, wie Dorsens Arbeit verdeutlicht. Der Abend bot einen bereichernden Einblick in die Gedanken- und Schaffenswelt von Annie Dorsen und inspirierte neue Sichtweisen auf künftige Theaterproduktionen.
Siehe auch: RHET AI – Algorithms, AI and the Future of Theater und d.a.i. Tübingen