Beitragsbild zeigt Aufnahme von einem Stück von Annie Dorsen, 3 Menschen sitzen auf einer Theaterbühne, dort stehen 3 Sofas, auf Leinwänden im Hintergrund sind Notenblätter projiziert.

Ist Imitation die Essenz des Theaters? Rückblick auf den Abend mit Regisseurin Annie Dorsen

Rück­blick: Algo­rith­ms, AI and the Future of Thea­ter – Annie Dor­sen beim d.a.i. Top Talk in Tübingen

Die Krea­ti­vi­tät der Maschi­nen: Annie Dor­sens inno­va­ti­ve Ansät­ze
Annie Dor­sen kom­bi­niert KI und Krea­ti­vi­tät in der Thea­ter­welt und stellt damit kri­ti­sche Fragen.

Sie bringt die Begrif­fe KI und Krea­ti­vi­tät zusam­men und setzt sich zugleich kri­tisch damit aus­ein­an­der. In ihren Thea­ter­pro­duk­tio­nen nutzt die renom­mier­te Thea­ter­re­gis­seu­rin Algo­rith­men und Künst­li­che Intel­li­genz (Sys­te­me wie z.B. ChatGPT) und geht der Fra­ge nach, wie Kunst in Zusam­men­ar­beit mit sol­chen tech­no­lo­gi­schen Inno­va­tio­nen gelin­gen kann und co-krea­ti­ve Pro­zes­se neue Mög­lich­kei­ten erschließen.

Annie Dor­sen spricht über ihr Stück Pro­me­theus Fire­brin­ger (2023); v.l.n.r.: Dr. Johan­nes Birg­feld, Annie Dor­sen, Dr. Mar­kus Gottschling.

Ein­zig­ar­ti­ge Auf­füh­run­gen: Die Rol­le von Algo­rith­men im Thea­ter
Dor­sens Stü­cke zei­gen, wie KI den krea­ti­ven Pro­zess beein­flus­sen kann und jedes Mal ein neu­es Erleb­nis schafft.

Bei ihrem Besuch in Tübin­gen am 12.01.2024 stell­te die New Yor­ke­rin drei ihrer Stü­cke vor. Das ver­ei­nen­de Ele­ment: Jede Auf­füh­rung ist ein­zig­ar­tig, weil jedes Mal neu­er Input in Form von Prompts neu von den KI-Sys­te­men ver­ar­bei­tet und neu­er Out­put gene­riert wird.

  • Hel­lo Hi The­re: Hier sind von Annie Dor­sen pro­gram­mier­te Algo­rith­men am Werk, die mit ver­schie­de­nen Inhal­ten wie You­Tube-Kom­men­ta­ren, Tex­ten von Gelehr­ten oder Gesprä­chen zwi­schen Annie Dor­sen und ihren Freund:innen trai­niert wur­den. Aus ihnen ent­steht wäh­rend der Auf­füh­rung ein indi­vi­du­el­les Gespräch zwi­schen zwei Computern.
  • Yes­ter­day – Tomor­row: Dem Stück liegt der zeit­li­che Aspekt des Wech­sels zwi­schen dem Ges­tern und Mor­gen sowie der Wech­sel von Trau­er zu Opti­mis­mus zugrun­de. Ein Algo­rith­mus mor­pht den Beat­les-Song Yes­ter­day schritt­wei­se zu Tomor­row (Annie – Musi­cal). Drei Sänger:innen sin­gen die Noten, die live vom Algo­rith­mus gene­riert wer­den, spon­tan und ohne Vorbereitung.
  • Pro­me­theus Fire­brin­ger: Mit­tels Künst­li­cher Intel­li­genz wer­den Gesich­ter auf Mas­ken pro­ji­ziert, die Spra­che des Chors und von Pro­me­theus sowie die Geschich­te von Pro­me­theus durch Text­ge­ne­ra­ti­on ergänzt. Kur­ze Mono­lo­ge von Annie Dor­sen fügen sich in das Stück ein.

Die Essenz des Thea­ters: Imi­ta­ti­on und Krea­ti­vi­tät
Im Talk mit Dr. Johan­nes Birg­feld und Dr. Mar­kus Gott­sch­ling unter­hielt sich Annie Dor­sen unter ande­rem über die Ent­wick­lung und Bedeu­tung ihrer Stü­cke. Zen­tra­le Fra­ge war die Rol­le der Imi­ta­ti­on und der ihr inne­woh­nen­den Krea­ti­vi­tät: Nach Aris­to­te­les sei Imi­ta­ti­on die Essenz von Thea­ter, so Dor­sen. Chat­bots imi­tie­ren zwar mensch­li­ches Spre­chen und stel­len Aus­schnit­te in einen neu­en Kon­text. Nach Dor­sen liegt aller­dings ein ent­schei­den­der Unter­schied zwi­schen mensch­li­cher und maschi­nel­ler Imi­ta­ti­on in punc­to krea­ti­ver Kom­mu­ni­ka­ti­on und in der Absicht­lich­keit von Kommunikation.

Her­aus­for­de­run­gen und Mög­lich­kei­ten: Die Zukunft des Thea­ters
Die Ver­füg­bar­keit von KI bringt neue Fra­gen und Chan­cen für die Thea­ter­welt mit sich, wie Dor­sens Arbeit ver­deut­licht. Der Abend bot einen berei­chern­den Ein­blick in die Gedan­ken- und Schaf­fens­welt von Annie Dor­sen und inspi­rier­te neue Sicht­wei­sen auf künf­ti­ge Theaterproduktionen.

Sie­he auch: RHET AI – Algo­rith­ms, AI and the Future of Thea­ter und d.a.i. Tübin­gen