Vom 29. Februar bis 01. März 2024 fand in Karlsruhe die DGPuK-Jahrestagung der Fachgruppe Mediensprache – Mediendiskurse statt.
Kommunikation im digitalen Raum und in den sozialen Medien ist niedrigschwellig und vielstimmig: Neue Akteure wie Influencer:innen können große Communitys bilden und zum Teil noch größere Reichweiten als traditionelle Medien erreichen. Die sprachlich orientierte Medienforschung untersucht, wie Verständnis und ein Common Ground im digitalen Raum geschaffen werden können. Synthetische Medien und die Zunahme von Fake News und Verschwörungsnarrativen verschärfen diese Herausforderungen. Verständnis ist dabei nicht immer an Fakten gebunden, sondern oft an Kohärenz. Die Leitfrage der Tagung lautete demnach: Wie nehmen Diskursteilnehmer:innen diese Kommunikation wahr und wie ist Verstehen und Verständigung rezeptionsseitig zu beurteilen?
Dieser Frage gingen verschiedene Forscher:innen in ihren Vorträgen nach – unter anderem Dr. Fabian Ruth mit seinem Vortrag Evidenzbasierte Strategien der Adressat:innenorientierung in wissensvermittelnden Onlinepräsentationen, Johanne Mayer mit Strategien der Pandemiekommunikation auf YouTube und Instagram oder Anna Köhler und Salina Weber vom RHET AI Center mit ChatGPT als der ideale Tutor? Eine Ethos-Frage.
Zuvor gab Prof. Annette Leßmöllmann im Zuge der Begrüßung einen Rückblick auf die Lesung und Podiumsdiskussion am Vortag, die sich unter dem Motto, "Schöne neue Textwelt“ mit liteararischer Künstlicher Intelligenz und ihrer Auswirkung auf die Gesellschaft beschäftigt hat. Die Fachgruppensprecher Dr. Philipp Niemann und David Pfurtscheller betonten, dass sie sich ebenfalls auf den interdisziplinären Austausch freuten und verwiesen auf die aktuellen (kommunikations-)technologischen Entwicklungen, die gerade an einer spannenden Kreuzung stünden.
Prof. Kerstin Fischer von der University of Southern Denmark sprach in ihrer Keynote über das Reden mit Robotern und die Verständigung mit künstlichen Agenten. Zudem gab sie einen Einblick in ihre Experimente zu sozialen Robotern als Artefakten, die soziale Signale verarbeiten und nutzen können und wie diese von Studienteilnehmer:innen wahrgenommen wurden. Im Fokus stand die Frage, wie Verständigung mit sozialen Robotern erreicht werden kann.
In anderen Vorträgen, wie dem von Prof. Nina Janich, ging es um Expertise und (Wissens-)Autoritäten. Mit Da irren die Experten? Epistemische Ansprüche und Vorwürfe und ihre Verhandlung in Wissenschaftsblogs beschrieb sie die Aushandlung von Wissen in Wissenschaftsblogs und mit welchen Taktiken den Blogger:innen Expertise zu- oder abgesprochen wird. Beispiel hierfür sind Vorwürfe der Desinformation, Denkfehler, Recherchefehler oder unzureichende Begründungen.
Die Tagung gab einen Einblick in die Forschung verschiedener Forschungsgruppen, unter anderem: MIRKKOMM, DiPubHealth, RHET AI und Jugend präsentiert, sowie Promotions- und Habilitations-Projekten, wie dem von Dr. Nina Kalwa.
Insgesamt beleuchtete die Tagung die vielfältigen Aspekte der digitalen Kommunikation, von der Rolle der Influencer:innen bis zur Aushandlung von Expertise in Wissenschaftsblogs. Forscher:innen präsentierten neue Erkenntnisse und Ansätze zur Bewältigung der Herausforderungen in diesem Bereich. Eine vollständige Liste der Vorträge finden Sie auf der Tagungswebsite.
Mehr Informationen zum Tagungsauftakt mit Lesung von Jörg Piringer und Podiumsdiskussion rund um generative, literarische KI, gibt es hier: Schöne neue Textwelt: Lesung und Diskussion mit Jörg Piringer