Ein anderer Blick auf KI
"Intelligente" oder "lernende" Systeme (KI), die etwa in sozialen Medien, Smart-Home-Technologien oder Chatbots eingesetzt werden, prägen heute viele Bereiche unseres täglichen Lebens. Sie haben Einfluss auf uns und die Ausgestaltung unserer Umgebung: auf unsere Schul‑, Studien- und Arbeitswelt, auf unsere Wahrnehmung, auf unser Gefühl von Sicherheit und Überwachung sowie auf die Formen der uns umgebenden Kunst- und Kulturerzeugnisse. Dies macht KI zu einem Thema, das große mediale Aufmerksamkeit erfährt und zu dem sich viele verschiedene Personengruppen öffentlich äußern: Forschende, Politiker:innen, Autor:innen, Journalist:innen, Unternehmer:innen…
Der öffentliche Diskurs um KI ist dabei von Floskeln, Bildern und Vergleichen durchzogen, die wiederum unser Verständnis und unsere Bewertung von KI-Anwendungen beeinflussen.
Mit dieser konventionellen Interpretation von KI und ihren gesellschaftlichen Auswirkungen räumen wir im Rahmen der RHET AI-Lesereihe "Ein anderer Blick auf KI" jetzt einmal gründlich auf!
In interaktiven Lesungen werden den Gästen von namhaften Autor:innen unterschiedliche KI-Szenarien vor Augen geführt. Im Anschluss diskutieren Expert:innen deren Darstellung in der Literatur und entwickeln kontroverse Perspektiven auf das vorgestellte Szenario. Damit das Urteilsvermögen des Publikums während der Veranstaltungen nicht durch festgezurrte Annahmen getrübt wird, sichert ein Floskelalarm die Qualität des Gesprächs. Außerdem kann über das Smartphone vor Ort aktiv Einfluss auf die Diskussion genommen werden. Und wir haben uns noch einige weitere Überraschungen für einen anderen Blick auf KI überlegt. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich.
Ein anderer Blick auf KI
Zum Auftakt der Lesereihe gibt "Automaton"-Autorin Berit Glanz Einblicke in die Abgründe einer sich durch neue Technologien verändernden Arbeitswelt: Clickwork. In der Anschlussdiskussion stellen Dr. Anne Burkhardt (Universität Tübingen) und Dr. Matthias Peissner (Fraunhofer IAO) ihre Sicht auf das Zusammenwirken von KI und Mensch in der Arbeitswelt vor. Zum Ausklang sind alle Gäste zum Austausch über ihre Wunschvorstellungen von KI im Berufsleben eingeladen.
Berit Glanz veröffentlicht nach ihrem Debütroman "Pixeltänzer" (2019) mit "Automaton" (2022) ihren zweiten technokritischen Roman. Er gibt Einblicke in das Leben einer Clickworkerin und zeichnet dabei ein ambivalentes Bild von Mensch und KI in der Arbeitswelt. Für die Recherche des Romans hat die Autorin selbst als Clickworkerin gearbeitet. Vor kurzem veröffentlichte sie ihr neues Buch "Filter – Digitale Bildkulturen", das sich mit den Auswirkungen digitaler Bildbearbeitung auf unser Realitätsempfinden beschäftigt.
Dr. Anne Burkhardt erforscht am RHET AI Center der Universität Tübingen unter anderem, wie im Globalen Süden zahlreiche schlecht bezahlte Clickworker fast unbemerkt KI-Anwendungen optimieren.
Dr. Matthias Peissner untersucht als Leiter des Forschungsbereichs Mensch-Technik-Interaktion am Fraunhofer IAO, wie Menschen intelligente Technologien am Arbeitsplatz produktiv und sinnvoll nutzen können.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei. Anmeldung bitte per E‑Mail an patrick.kluegel@uni-tuebingen.de.
Brauwerk Freistil, großer Saal, Wöhrdstr. 25, 72072 Tübingen
In der Fortsetzung der RHET AI-Lesereihe "Ein anderer Blick auf KI" kommt Bestseller-Autor Tom Hillenbrand nach Tübingen! In seinem Science-Fiction-Krimi "Hologrammatica" fragt er nach den Auswirkungen täuschend echter Welten, die mit neuen Technologien erzeugt werden können.
Die Anschlussdiskussion mit Prof. Dr. Olaf Kramer und Tsvetelina Alexiadis widmet sich dann dem weiten Feld der KI-getriebenen Täuschung. In fiktiven Welten wie denen von Spielfilmen oder Romanen wünschen wir uns, dass sie sich möglichst echt und gegenwärtig anfühlen. Die Täuschung, etwas Fiktives sei real, ist in diesem Zusammenhang erwünscht. Mit Deep Fakes und Avataren, zum Beispiel in medizinischen Online-Sprechstunden, überschreitet die Täuschung jedoch die Grenzen des fiktiven Raums. Wie viel KI-getriebene Täuschung wollen wir dann?
Die Qualität des Gesprächs sichern wir durch einen Floskelalarm. Über euer Smartphone könnt ihr vor Ort aktiv Einfluss auf die Diskussion nehmen. Zum Ausklang der Veranstaltung gibt der Autor eine Signierstunde und wir haben uns noch weitere Überraschungen für einen anderen Blick auf KI überlegt. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Der Eintritt ist frei, Anmeldungen bitte per E‑Mail an patrick.kluegel@uni-tuebingen.de.
Tom Hillenbrand
studierte Europapolitik, volontierte an der Holtzbrinck-Journalistenschule und war Ressortleiter bei SPIEGEL ONLINE. Seine Sachbücher und Romane sind in viele Sprachen übersetzt und mit Preisen ausgezeichnet. Für "Drohnenland" erhielt er den Glauser-Preis (bester Kriminalroman des Jahres).
Prof. Dr. Olaf Kramer
Olaf Kramer ist Professor für Allgemeine Rhetorik und Wissenskommunikation an der Universität Tübingen sowie Sprecher des RHET AI Centers. In seiner Forschung zu digitaler Rhetorik und Virtualität geht er unter anderem der Frage nach, wie virtuelle Welten gestaltet werden können, damit sie Menschen in ihren Bann ziehen.
Tsvetelina Alexiadis
Tsvetelina Alexiadis koordiniert am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme die Datenerfassung zur Erstellung realistischer digitaler Menschen. Mithilfe von Computer-Vision-Technologien erfasst sie die Körperformen und Bewegungen menschlicher Proband:innen. Diese Rohdaten werden verwendet, um statistische Körpermodelle (Avatare) zu entwickeln, die es ermöglichen, menschliches Aussehen und Verhalten zu verstehen und zu digitalisieren.
Epplehaus, Pixel Medienwerkstatt, Karlstraße 13, 72072 Tübingen
Für den dritten Teil der RHET AI-Lesereihe "Ein anderer Blick auf KI" begrüßen wir Schriftsteller und Aktionskünstler Jörg Piringer in Tübingen! In seinem Lyrik Band "günstige intelligenz" hat er die Möglichkeiten und Grenzen von KI-gestütztem Schreiben ausgetestet und lädt zusammen mit dem RHET AI Center die Anwesenden ein, in den Räumen der Pixel Medienwerkstatt selbst mit generativer KI Schreibkunst zu schaffen.
In der Anschlussdiskussion mit Dr. Markus Gottschling und Polina Tsvilodub diskutieren wir über das Schreiben mit generativer KI, die Prozesse die hinter der Texterstellung stecken und dem Umgang mit diesen neuen, aber bereits disruptiven Tools. Im Fokus steht dabei die Textproduktion mit ChatGPT und Co.
Die Qualität des Gesprächs sichern wir durch einen Floskelalarm. Über euer Smartphone könnt ihr vor Ort aktiv Einfluss auf die Diskussion nehmen. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Der Eintritt ist frei, Anmeldungen bitte per E‑Mail an patrick.kluegel@uni-tuebingen.de.
Jörg Piringer
Jörg Piringer ist Schriftsteller, Aktionskünstler und Informatiker mit einem Informatik-Abschluss von der TU Wien. Seit 2009 lehrt Piringer an der Wiener "Schule für Dichtung" unter anderem Akustische Poesie. Er ist Mitbegründer zahlreicher Projekte, unter anderem des Instituts für transakustische Forschung.
Dr. Markus Gottschling
Markus Gottschling ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Allgemeine Rhetorik und forscht und lehrt zu Literatur, Rhetorik und Wissenschaftskommunikation. Zudem koordiniert er das RHET AI Center und leitet dort die Arbeitsgruppe "Communicative Competence".
Polina Tsvilodub
Polina Tsvilodub ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Prof. Michael Franke in der Allgemeinen Sprachwissenschaft und Pragmatik an der Universität Tübingen, wo sie auch promoviert. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit großen Sprachmodellen und pragmatischen Aspekten der von diesen Modellen generierten Texten.
Nancy Hünger
Nancy Hünger studierte an der Bauhaus Universität Weimar Freie Kunst und arbeitete anschließend als freie Autorin – unter anderem als Stadtschreiberin in Tübingen (2018) und Jena (2011). Seit 2022 leitet sie das Studio Literatur und Theater der Universität Tübingen.